Erinnerungen entstammen der Vergangenheit. Bilder, Musik oder Gerüche werden sinnlich unwillkürlich an Erlebnisse, Orte oder Menschen geknüpft und stehen zukünftig in enger Verbindung zu diesen. Oft reichen dann Nuancen solcher subjektiven Reize, um eine von unzähligen Erinnerungen zu aktivieren und mit ihr die zugehörigen Gefühle und kleinsten Details der damaligen Situation. Oft meinen wir dennoch, wir könnten uns nicht erinnern — oder wir wollen uns nicht erinnern, weil das Vergangene in der Gegenwart nicht mehr unserer Konstitution zu entsprechen scheint und schmerzhaft und überholt. In einer ständig nach Erneuerung eifernden Gesellschaft gilt es als erstrebenswert sich nicht zurück zu wenden, stets weiter zu gehen und damit gleichfalls einem urmenschlichen Überlebenstrieb zu folgen. Paradoxerweise lässt sich aber auch aus dem genauen Gegenteil — aus Projektionen und Überhöhungen der Vergangenheit — ein typisches Konstrukt von Erinnerung bilden. Fest steht: Erinnerungen liegen immer zurück und bedingen gleichwohl im negativen wie positiven Sinne unsere kulturelle und persönliche Gegenwart, denn Erinnerungen bedingen Erfahrungen — sie lehren uns.
Der 1983 in Hannover geborene Fotograf Tim Bruening erinnert sich an seinen Onkel Frank Pabst, dessen Wohnung und persönliche Gegenstände er 2012, kurz nach seinem Tod, fotografierte. Pabst hatte zeitlebens künstlerisch gearbeitet und sich materialübergreifend mit verschiedenen, aus Musik und Schamanentum entliehenen, Motiven auseinandergesetzt. Mit obsessivem Charakter fügte er diese in einer Art fortlaufenden Installation zusammen. Wiederkehrende, um Tod und symbolische Zeichen kreisende, Themen generieren so mittels Zeichnungen, gefundenen Objekten und bildhauerischen Arbeiten eine spezifische Ikonografie Pabsts künstlerischer Auseinandersetzung, die stets eng mit seinem Leben verknüpft war.
Bruenings Fotografien der Dinge erweitern diese und machen sie sich gleichfalls zu eigen, so dass über persönliche Erinnerungen und einen scheinbar intimen Blick hinaus ästhetische Fragen gestellt werden. Eine Fotografie eines Schmetterlings, über Jahrzehnte in einem Zigarettenetui vergessenen, entwickelt stillebenhaften Charakter, während gleichzeitig subjektive Assoziationen evoziert werden. Tim Bruening erinnert sich an seinen Onkel Frank Pabst und stellt dabei zur Disposition was Erinnerungen sind.
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Für das Bisschen Nachwelt – Tim Brüning Frank Pabst 4.9.2015
VERNISSAGE: 4. SEPTEMBER · 19 — 23 UHR
AFTERSHOW-PARTY + SURPRISE ACT, 23 UHR, KOMET ST. PAULI
GALERIE HINTERCONTI
Marktstrasse 40a · 20357 Hamburg
Ausstellung: 5. — 20. September 2015
Öffnungszeiten: Do. — So. 16 — 20 Uhr
FÜR DAS BISSCHEN NACHWELT
Erinnerungen entstammen der Vergangenheit. Bilder, Musik oder Gerüche werden sinnlich unwillkürlich an Erlebnisse, Orte oder Menschen geknüpft und stehen zukünftig in enger Verbindung zu diesen. Oft reichen dann Nuancen solcher subjektiven Reize, um eine von unzähligen Erinnerungen zu aktivieren und mit ihr die zugehörigen Gefühle und kleinsten Details der damaligen Situation. Oft meinen wir dennoch, wir könnten uns nicht erinnern — oder wir wollen uns nicht erinnern, weil das Vergangene in der Gegenwart nicht mehr unserer Konstitution zu entsprechen scheint und schmerzhaft und überholt. In einer ständig nach Erneuerung eifernden Gesellschaft gilt es als erstrebenswert sich nicht zurück zu wenden, stets weiter zu gehen und damit gleichfalls einem urmenschlichen Überlebenstrieb zu folgen. Paradoxerweise lässt sich aber auch aus dem genauen Gegenteil — aus Projektionen und Überhöhungen der Vergangenheit — ein typisches Konstrukt von Erinnerung bilden. Fest steht: Erinnerungen liegen immer zurück und bedingen gleichwohl im negativen wie positiven Sinne unsere kulturelle und persönliche Gegenwart, denn Erinnerungen bedingen Erfahrungen — sie lehren uns.
Der 1983 in Hannover geborene Fotograf Tim Bruening erinnert sich an seinen Onkel Frank Pabst, dessen Wohnung und persönliche Gegenstände er 2012, kurz nach seinem Tod, fotografierte. Pabst hatte zeitlebens künstlerisch gearbeitet und sich materialübergreifend mit verschiedenen, aus Musik und Schamanentum entliehenen, Motiven auseinandergesetzt. Mit obsessivem Charakter fügte er diese in einer Art fortlaufenden Installation zusammen. Wiederkehrende, um Tod und symbolische Zeichen kreisende, Themen generieren so mittels Zeichnungen, gefundenen Objekten und bildhauerischen Arbeiten eine spezifische Ikonografie Pabsts künstlerischer Auseinandersetzung, die stets eng mit seinem Leben verknüpft war.
Bruenings Fotografien der Dinge erweitern diese und machen sie sich gleichfalls zu eigen, so dass über persönliche Erinnerungen und einen scheinbar intimen Blick hinaus ästhetische Fragen gestellt werden. Eine Fotografie eines Schmetterlings, über Jahrzehnte in einem Zigarettenetui vergessenen, entwickelt stillebenhaften Charakter, während gleichzeitig subjektive Assoziationen evoziert werden. Tim Bruening erinnert sich an seinen Onkel Frank Pabst und stellt dabei zur Disposition was Erinnerungen sind.
– Rosa Windt
www.timbruening.com/